Flammschutz im Recyclingkunststoff: Technologischer Durchbruch?
Warum war es bislang schwierig, recycelte Kunststoffe mit Flammschutz in hellen Farben herzustellen?
Johannes Erner: Um Kunststoffe hell einzufärben, müssen die Ausgangsmaterialien besonders sauber sein. Helle Farben wie Weiß oder Hellgrau lassen schon kleinste Verunreinigungen sichtbar werden, während dunkle Farben, etwa Schwarz, das viel besser kaschieren. Rezyklate, also wiederverwertete Kunststoffe, stammen oft aus unterschiedlichen Quellen – etwa aus Post-Industrie- oder Post-Consumer-Abfällen. Hier gibt es häufig kleinste Verunreinigungen, etwa Farbreste oder Additive aus dem Vorgängerprodukt. Diese lassen sich mit herkömmlichen Recyclingmethoden nur schwer komplett entfernen, was die Herstellung von hellen, optisch einwandfreien bisher erschwert hat.
Was hat sich in letzter Zeit geändert – gibt es neue Trenn- oder Recyclingverfahren, die nun helle, Rezyklate ermöglichen?
Johannes Erner: Die Möglichkeiten im Recyclingprozess werden immer besser. Neben dem mechanischen Recycling, wo die Beschaffungsquellen und die Vorsortierung sehr wichtig ist, gibt es auch Neuentwicklungen im Bereich des chemischen Recyclings. Dabei werden die Kunststoffe in ihre Grundbausteine, sogenannte Monomere, zerlegt und daraus wieder neue Kunststoffe aufgebaut. Hierbei lassen sich gezielt Additive, Pigmente, Glasfasern aber auch Flammschutzmittel einarbeiten. Primärrohstoffe werden geschont und die Kreislaufwirtschaft unterstützt. Die hellen Rezyklate aus diesen Verfahren erreichen die Qualität von Neuware, haben aber einen deutlich besseren CO2-Fußabdruck.
Welche Anwendungen profitieren besonders von den Entwicklungen?
Johannes Erner: Insbesondere in der Elektrobranche wird häufig hellgrau eingesetzt z.B.: rund um den Schaltschrank, aber auch in der Gebäudetechnik oder im Bahn-Innenausbau ist hellgrau und Flammschutz wichtig. Hier sehe ich großes Potenzial.
Welche Rolle nimmt Technoform hier ein?
Johannes Erner: Bei Technoform verstehen wir uns als Lösungsanbieter. Hierfür sind wir sowohl mit unseren Kunden, aber auch mit unseren Kunststofflieferanten im ständigen Austausch. Wir beobachten Markttrends und bereiten uns frühzeitig auf zukünftige Bedürfnisse vor. So auch hier, wo wir unsere Kunden beim Thema Nachhaltigkeit unterstützen.