Podcast mit dem SKZ: Kunststoff nachgefragt

Pultrusion mit Potenzial: Wie Technoform Kunststoffe für Hochleistungsanwendungen neu denkt
Alexander Hefner und Matthias Ruff vom SKZ sprechen mit Dirk Moses, Technoform
Wenn über Pultrusion gesprochen wird, denken viele an klassische Faserverbundtechnologien. Doch was passiert, wenn man thermoplastische Kunststoffe, Endlosfasern und eine große Portion Entwicklungsdrang miteinander kombiniert? Im SKZ Podcast spricht Dirk Moses, Head of Market Development bei Technoform, über innovative Werkstoffe, spezielle Verarbeitungstechniken und das Potenzial, das thermoplastische Pultrusion für OEMs und industrielle Anwendungen bietet.

Technische Kunststoffe in Form gebracht
Technoform verarbeitet technische Kunststoffe wie Polyamide (PA), PBT oder Hochleistungspolymere wie PPS – stets mit Fokus auf Funktionalität und Nachhaltigkeit. Durch die gezielte Additivierung mit Glas- oder Carbonfasern entstehen hochfeste, strukturtragende Profile, die konventionelle Werkstoffe wie Aluminium ersetzen können.
Dabei liegt die Besonderheit in der Kombination aus Werkstoff und Verfahren. Durch ein eigens entwickeltes Extrusionsverfahren mit optimierten Schneckensystemen lassen sich auch hochgefüllte Compounds mit bis zu 65 % Faseranteil verarbeiten – und das mit spritzgussähnlichen Oberflächenqualitäten.
Pultrusion mit Thermoplasten: Ein Verfahren im Wandel
Mit der thermoplastischen Schmelzpultrusion betritt Technoform Neuland.
Statt auf duroplastische Harze setzt das Verfahren auf aufschmelzbare, sortenreine Thermoplaste. Der Clou: Die Endlosfasern werden direkt mit der Kunststoffmatrix imprägniert, geformt und abgekühlt. Die entstehenden Halbzeuge lassen sich im Spritzguss oder Pressverfahren weiterverarbeiten – als rein thermoplastische Verstärkungselemente.
Die Technologie wurde eigens im Unternehmen entwickelt und ermöglicht es, Profile herzustellen, die UD-Tapes oder Laminate ersetzen können. Die Vorteile: hohe Festigkeit, gute Verarbeitbarkeit und vor allem: Recyclingfähigkeit. Da keine Polymer-Mischungen entstehen, kann das Material nach Nutzung mechanisch zerkleinert und wiederverwendet werden.
Anwendungsbeispiele: von Kraftwerken bis Achterbahnen
Technoform-Profilkomponenten kommen in unterschiedlichsten Industriezweigen zum Einsatz. Ob als korrosionsbeständige Elemente in Kraftwerksentgasungsanlagen oder als schlagzähe Komponenten in Hochvolt-Batteriegehäusen – die Profile erfüllen Anforderungen an Temperatur-, Strom- oder Strahlungsbeständigkeit. Ein Highlight: Die Verkleidung des größten Riesenrads der Welt in Dubai enthält Profile von Technoform.
Rezyklateinsatz und CO2-Footprint: Nachhaltigkeit als Prinzip
Neben technischer Performance steht die Ressourcenschonung im Zentrum. Die verwendeten Thermoplaste sind recycelbar, und für viele Anwendungen wurden bereits Rezyklate getestet und erfolgreich eingesetzt. Zudem entwickelt Technoform einen unternehmenseigenen Product Carbon Footprint Rechner, mit dem für jedes Produkt der CO2-Fußabdruck ermittelt und optimiert werden kann.
Dabei spielt auch die Rückführung von Verschnitt eine Rolle: Kunden werden aktiv eingebunden, um anfallenden Abfall in den Kreislauf zurückzuführen.

Moderne Kunststofftechnik ist weit mehr als Massenware
Sie ist hochfunktional, präzise abgestimmt und kann einen wertvollen Beitrag zu nachhaltigen Produktkonzepten leisten. Dirk Moses formuliert es treffend: "Das richtige Material, an der richtigen Stelle, in der richtigen Form – das ist unser Mantra."
Hören Sie rein!