5 Normen, die jeder Projektleiter in der Elektrotechnik kennen sollte

Lohfelden
Schaltschrank Elektrotechnik

In der Elektrotechnik sind bei Kunststoffen zur Isolierung oder zur Befestigung von Bauteilen zahlreiche Normen zu beachten. Projektleiter sollten diese kennen, um den richtigen Werkstoff auszuwählen. Wir stellen Ihnen hier die wichtigsten Normen vor und erläutern kurz, was sie im Einzelnen regeln.

1. Brennbarkeit: UL94

Diese Vorschrift der Underwriters Laboratories (UL) beschreibt ein Verfahren zur Beurteilung und Klassifizierung der Brennbarkeit von Kunststoffen. Folgende Klassen werden dabei unterschieden:

KlasseAnforderung
HB 75Horizontalbrennprüfung - bei Dicke <3 mm; Rate <75 mm/min.
HB 40Horizontalbrennprüfung - bei Dicke 3-13 mm; Rate <40 mm/min.
V-2Vertikalbrennprüfung - Verlöschen innerhalb von 30 Sekunden, brennendes Abtropfen von Kunststoffschmelze zulässig.
V-1wie V-2, jedoch kein brennendes Abtropfen von Kunststoffschmelze zulässig; maximal 60 Sekunden nachglimmen.
V-0wie V-1, jedoch Verlöschen der Flamme innerhalb von 10 Sekunden; maximal 30 Sekunden nachglimmen.
5VBmindestens V-2, zusätzlich mit der 500-Watt-Flamme (125 mm Flammhöhe) geprüft; fünfmalige Beflammung für je fünf Sekunden, kein Abtropfen zulässig.
5VAwie 5VB, zusätzlicher Test an einer horizontal eingespannten Platte; weder Abtropfen noch Bildung von Brandlöchern mit einem Durchmesser >1 mm sind zulässig.

2. Schutz gegen elektrischen Stromschlag: DIN EN 61140 / VDE 0140-1

Diese Norm dient dem Schutz von Personen und Nutztieren. Über vier verschiedene Schutzklassen lassen sich elektrische Betriebsmittel einteilen und kennzeichnen, die gegebenenfalls mit Kunststoffbauteilen isoliert sind. Für die Schutzklassen 2 und 3 ergeben sich dabei besonders hohe Anforderungen an die Isolierung des Bauteils.

SchutzklasseAnforderung
0Basisisolierung; kein besonderer Schutz gegen elektrischen Schlag
1Schutzleiter; Alle elektrisch leitfähigen Gehäuseteile des Betriebsmittels sind mit dem Schutzleitersystem der festen Elektroinstallation verbunden (Erdpotential)
2Schutzisolierung; verstärkte oder doppelte Isolierung in Höhe der Bemessungsisolationsspannung zwischen aktiven und berührbaren Teilen
3Schutzkleinspannung; mit verstärkter und/oder doppelter Isolierung

3. Kriechstromfestigkeit: DIN IEC 60112

Während die inneren Isolationseigenschaften eines Kunststoffes durch dessen spezifischen elektrischen Widerstand bestimmt werden, kann die Stromleitung an der Oberfläche wesentlich davon abweichen. Die Kriechstromfestigkeit beschreibt die Isolationsfestigkeit der Oberfläche von Isolierstoffen, insbesondere unter Einwirkung von Feuchtigkeit und Verunreinigungen.

DIN IEC 60112 definiert den maximalen Kriechstrom, der sich unter genormten Prüfbedingungen in einer definierten Prüfanordnung einstellen darf. Als Kenngrößen zur Charakterisierung der Kriechstromfestigkeit werden die Vergleichszahl der Kriechwegbildung CTI (Comparative Tracking Index) und die Prüfzahl der Kriechwegbildung PTI (Proof Tracking Index) verwendet.

4. Isolierstoffgruppen: DIN EN 50124

Anhand der CTI-Werte gemäß DIN IEC 60112 lassen sich Kunststoffe in Isolierstoffgruppen einteilen:

IsolierstoffgruppeAnforderung
I600 ≤ CTI
II400 ≤ CTI < 600
IIIa175 ≤ CTI < 400 (FR4)
IIIb100 ≤ CTI < 175

5. Halogenfreiheit: DIN IEC 61249-2-21

Besonders im Brandfall können Brom und Chlor ätzende, giftige Verbindungen bilden. Aus diesem Grund kommen in der Elektrotechnik zunehmend Werkstoffe ohne Halogene zum Einsatz. Die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) definiert halogenfrei auf der Basis der im Kunststoff enthaltenen Chlor- und Brommengen.

Als halogenfrei gilt ein Produkt, wenn folgende Grenzwerte eingehalten werden:

  • 900 ppm Chlor
  • 900 ppm Brom
  • 1’500 ppm Halogene total

Die oben beschriebenen Normen definieren die Anforderungen, die in der Elektrotechnik eine Rolle spielen. Dadurch lassen sich Materialen und Werkstoffe vom Hersteller eindeutig kennzeichnen, was bei der Wahl des richtigen Kunststoffes für Ihr Projekt hilft. Um sicher zu gehen, ist es immer sinnvoll, sich von Experten beraten zu lassen, besonders wenn es um spezielle Anforderungen geht, die in der Elektrotechnik nicht so häufig vorkommen.

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